Ist das normal und darf man das? Erlaubt ist es und normal ist es auch. Wer anfängt in einem Kreis zu politisieren bleibt diesem meist treu, auch wenn er später in eine neue Wohnung in einem anderen Kreis zieht.
Bei der Gründung der Kreispartei wohnte ich in Limmat West und hatte weder Frau noch Kinder. Das meine damalige Wohnung für eine Familie mit 2 Kindern nicht mehr gross genug war ist klar und dass man nicht unbedingt im gleichen Kreis fündig wird ebenfalls. Für den Kreis ist es aber auf jeden Fall gut, wenn er durch Fraktionschefs im Gemeinderat vertreten wird, die den Kreis gut kennen. Und das tue ich als ehemaliger Bewohner und regelmässigem Besucher des Kreis 4&5 sicher.
Fünf der sieben Fraktionschefs des Gemeinderats sind aus dem Wahlkreis 4/5 – theoretisch. Denn drei der
fünf wohnen gar nicht hier. Nun kandidiert Mauro Tuena am Wohnort im Kreis 10.
Aufgewachsen ist Tuena im Kreis 4.
«Ich bin hier in den Kindergarten, im
Sihlfeld in die Primar- und im Feld in
die Sekundarschule gegangen», erzählt
er. «Die Drogenprobleme und
die Kriminalität habe ich hautnah miterlebt.
» Und 1998 wurde der Computertechniker
hier in den Gemeinderat
gewählt. Doch seit 13 Jahren lebt der
SVP-Fraktionschef in Höngg. Dort tritt
er im Februar 2014 erstmals zur Wahl
an. «Ich musste mir immer wieder anhören,
dass ich gar nicht mehr im
Kreis 4 wohne», erklärt Tuena. Jetzt
ziehe er die Konsequenzen. Den Vorwurf
von Gian von Planta, er wechsle
nur, weil er hier Chancen für einen
SVP-Kantonsratssitz habe, lässt Mauro
Tuena nicht gelten: «Jetzt geht es
um die Gemeinderatswahlen, und da
muss man in jedem Kreis genau gleich
dafür kämpfen.»
Im Kreis 10 hält die SVP zwei Sitze,
wobei im Februar einer frei wird.
«Ich nehme also niemandem den
Platz weg», betont der Fraktionschef,
der sich auf die neue Herausforderung
freue: «Nach 13 Jahren fühle
ich mich in Höngg daheim. Aber der
Kreis 4 wird immer einen Platz in
meinem Herz haben.» Sein bisheriger
Sitz im Wahlkreis 4/5 sei nicht
gefährdet, meint Tuena. «Da müssten
wir schon die Hälfte der Wähler verlieren.
» Die SVP strebe im Gegenteil
an, den zweiten Sitz zurückzuholen,
den sie vor vier Jahren verloren hat.
Richten sollen es Stefan Urech, Präsident
der SVP 4 und 5, sowie Philipp
Gross. «Zwei junge Kämpfernaturen
», lobt der Fraktionschef.
«Ganze Stadt im Auge haben»
Gemeinderätinnen und Gemeinderäte
müssen nicht in dem Stadtkreis wohnen,
für den sie kandidieren. Das ist
gar nicht so selten, selbst der höchste
Stadtzürcher, Martin Abele (Grüne),
ist im Kreis 3 gewählt, wohnt aber im
Kreis 5. Der Wahlkreis 4/5 stellt zwar
nur 13 der 125 Gemeinderäte, aber 5
der 7 Fraktionschefs. Zwei wohnen
tatsächlich hier: Alecs Recher (AL)
und Karin Rykart Sutter (Grüne).
Hingegen wohnen Min Li Marti (SP)
und Gian von Planta (GLP) beide im
Kreis 10. «Wir mussten eine neue
Wohnung suchen, weil unsere renoviert
wurde», erklärt Marti. «Hätten
wir im Kreis 4 oder 5 etwas gefunden,
hätten wir gern hier gewohnt.»
Mit der Kreispartei sei sie jedoch
weiterhin eng verbunden. Auch sei
Wipkingen relativ nah, «und ich will
im Kreis 10 niemandem den Sitz
wegnehmen.» Zudem sei für sie als
Fraktionschefin «die Stadtpolitik
wichtiger als die Quartierpolitik».
Ähnlich sieht es Gian von Planta,
der im Wahlkreis 4/5 intensive Jahre
erlebt habe und hier die Kreispartei
der GLP gründete. «Das gibt eine
Bindung, die hält.» Als Fraktionschef
müsse man jedoch die ganze Stadt im
Auge haben, nicht nur ein Quartier.
Ausserhalb des Wahlkreises zu wohnen,
sei sicher kein Vorteil, aber
auch kein grosser Nachteil.