Die Grünliberalen der Stadt Zürich fordern Hochbauvorstand André Odermatt auf, die eben erst präsentierte BZO-Vorlage zurückzuziehen. Die Revision sei misslungen und wirke sich negativ auf Zürichs Entwicklung aus.
ak. Die Revision der Bau- und Zonenordnung stösst in fast allen politischen Lagern auf Widerstand: Nicht nur die bürgerlichen Parteien haben scharf kritisiert, dass vielerorts die Ausnützung verringert und insgesamt das Bauen erschwert werde. Auch bei den Baugenossenschaften tönt es ähnlich. Uneingeschränkt stösst die Vorlage bisher nur bei der SP auf Zustimmung, die natürlich ihren Parteigenossen André Odermatt nicht im Regen stehen lassen will. Unklar ist bisher die Haltung der SVP; sie steht aber einem raschen Wachstum skeptisch gegenüber.
Die Mitte entscheidet
Da die Vorlage irgendwann auch im Gemeinderat behandelt werden muss, ist natürlich von Bedeutung, wie sich die Parteien der Mitte – und insbesondere die Grünliberalen – positionieren. Sie werden wohl den Ausschlag geben. Die Grünliberalen haben am Freitag an einer Pressekonferenz über ihre Haltung orientiert und klargemacht, dass sie kaum etwas Positives an der Vorlage erkennen können. Die neue BZO sei «egoistisch, konservativ, asozial und willkürlich», sagte Fraktionschef Gian von Planta. Egoistisch sei sie, weil sich Zürich nicht bereit erkläre, die Zersiedelungsproblematik anzupacken, konservativ, weil sie ab- statt aufzone, asozial, weil wegen der Dämpfung der Wohnbautätigkeit die Mieten noch weiter steigen würden, willkürlich, weil durch die überall verlangten kooperativen Verfahren die Macht der Verwaltung weiter gestärkt werde. Insgesamt sei die Revision misslungen, und nach Kongresshaus und Stadion werde ein weiteres Projekt Odermatts scheitern.
Für die Grünliberalen sei Stadtentwicklung ein zentraler Bereich, weil damit Probleme an der Wurzel angepackt werden könnten, etwa die zunehmenden Pendlerströme. Deshalb beschäftigt sich auch eine der aktivsten internen Arbeitsgruppen mit dem Bauen. Bereits vor einiger Zeit hatten die Grünliberalen mit einem Vorstosspaket angedeutet, wohin ihrer Ansicht nach die Reise gehen soll: Sie schlugen vor, die Wohnzonen 2 generell um ein Stockwerk aufzuzonen oder Bauherrschaften, die gemeinnützige Wohnungen erstellen, einen Ausnützungsbonus zuzugestehen.
Baumschutz positiv gewertet
Die BZO sieht nun ganz von Aufzonungen ab, und den Ausnützungsbonus holt man sich auch nur über kooperative Verfahren. Von den zusätzlichen Hochhauszonen oder den grösseren Gebäudetiefen in den Quartiererhaltungszonen, die von der GLP vorgeschlagen worden waren, ist in der Vorlage ebenfalls nichts zu finden. Positiv werten die Bauexperten der Grünliberalen lediglich die Präzisierungen bei den Industriezonen und den neu aufgegleisten Baumschutz. Auch die neuen Kernzonen stossen nicht generell auf Ablehnung, obwohl die zu grosse Detailverliebtheit als negativ beurteilt wird.
Der Gemeinderat wird natürlich noch Retuschen an der BZO machen können. Bis er entscheiden kann, dürfte es aber noch etwa drei Jahre dauern. Und in der Zwischenzeit schränkt die Vorlage das Bauen wegen der negativen Vorwirkung bereits ein. Deshalb sei es besser, wenn der Stadtrat die Vorlage selber zurückziehe, findet die GLP.