Ex-Fussballer wird zum Kämpfer gegen neuen Hardturm
Der grünliberale Fraktionschef Gian von Planta exponiert sich gegen das geplante Fussballstadion. Der ehemalige GC-Junior kämpft gegen die Ausgaben von über 200 Millionen «für etwas bessere Stimmung».
Gian von Planta versetzt die Befürworter des neuen Fussballstadions in helle Aufregung: Der grünliberale Fraktionspräsident kämpfe dagegen, obwohl seine Partei noch keine Parole dazu beschlossen habe, regt sich FDP-Fraktionschef Roger Tognella in einem Leserkommentar auf. Von Planta umgehe damit «jegliche Gepflogenheiten im Umgang mit politischen Prozessen». Von Planta spielt den Ball gleich zurück: Tognella ist bereits Mitglied beim Pro-Komitee, obwohl die FDP ihre Parole noch nicht beschlossen hat.
Dass sich seine politischen Gegner positionieren, stört von Planta nicht. Seine Haltung sei seit Monaten bekannt. Hauptkritikpunkt: «Damit die Fussballfans eine etwas bessere Stimmung haben als im Letzigrund, soll die Stadt nahezu eine Viertelmilliarde Franken ausgeben – ohne Beiträge der Clubs.» Im Gegensatz zu fast allen anderen Fraktionen beschlossen die Grünliberalen Stimmfreigabe, weil die Meinungen in der Partei geteilt waren. Als fast einziger Parlamentarier redete von Planta gegen den Kredit an. Und unterlag mit 15:101 Stimmen. «Der Stadtrat und das Parlament erfüllen den Fans und Clubs alle Wünsche», sagt er.
Seine Opposition gab er nicht auf. Er reservierte eine Adresse für die Website. Und rief andere Kritiker zur Gründung eines Nein-Komitees zusammen. Damit wurde er zum Kopf der Stadion-Gegner. Die Reaktionen auf sein Engagement seien sehr positiv, sagt er. «Zwei, drei Schmähmails habe ich erhalten. Und bei Politikern wie Roger Tognella Unverständnis geerntet.» Selbst Samuel Dubno hat kein Problem mit von Plantas Kampf gegen den Hardturm. Der grünliberale Stadtratskandidat ist FC-Zürich-Fan und Verfechter des neuen Stadions. «Wir haben im Gegensatz zu anderen Parteien auf den Tisch gelegt, dass unsere Fraktion nicht einer Meinung ist. Das ist ehrlich.» Sonst hätten er und sein Fraktionschef das «Heu fast immer auf der gleichen Bühne».
Verzicht brachte Schlagzeilen
Bisher ist von Planta politisch wenig aufgefallen: Als Chef der GLP-Fraktion tritt er ab und zu in Zeitungen und im Lokalfernsehen auf. Für ein bisschen Aufsehen sorgte er bei zwei Wahlen: Zuerst unterstützte er bei den Ständeratswahlen neben der GLP-Frau Verena Diener den Grünen Balthasar Glättli. Und im Mai empfahl er im zweiten Wahlgang der Stadtratswahlen den FDP-Kandidaten Marco Camin. «Das war ein Entscheid für mehr Konkordanz in der Stadtregierung», sagt er.
Am meisten Schlagzeilen heimste der Stadiongegner in diesem Frühjahr ein, als er als Favorit der GLP auf eine Stadtratskandidatur verzichtete. Für ihn war es der falsche Zeitpunkt: Seine beiden Kinder sind heute drei Monate und zwei Jahre alt. Der jungen Familie wollte er die Belastung, die das Amt mit sich bringt, nicht zumuten. Abgeschrieben hat er eine Kandidatur aber nicht: Das Interesse an einem Stadtrats-Job sei da, sagt er. Was die Zukunft bringe, wisse er aber nicht. «Ich plane meine Karriere nicht auf ein solches Amt hin, ich vertrete beim Politisieren meine Haltung», sagt er. «Finden das die Leute richtig, wählen sie mich wieder.» Seine Stadion-Opposition sieht er nicht als Hindernis für eine spätere Stadtratskandidatur.
Ein einsamer Kampf
Der 39-jährige von Planta stammt aus einem liberalen Haushalt, er ist in Oetwil an der Limmat aufgewachsen. «Ich überlegte mir einen Beitritt zur FDP, konnte mich aber nicht dazu entschliessen.» Denn bei Fragen zum Verkehr und zur Energie, die ihm neben gesunden Staatsfinanzen wichtig sind, waren die Freisinnigen zu weit entfernt von seiner Haltung. Schliesslich trat er 2004 den Grünen bei.
Nur zwei Wochen später spaltete sich eine Gruppe rund um Martin Bäumle ab und gründete die GLP. Von Planta half mit, die Partei in der Stadt zu gründen. Er kandidierte 2006 erfolglos für den Gemeinderat, 2010 gelangen ihm und elf anderen der Einzug ins Parlament. Von Planta studierte an der ETH Maschinenbau und leitet heute den Bereich Gas beim Schweizerischen Verein des Gas- und Wasserfaches. Die Branchenorganisation sorgt in der Schweiz für eine sichere Gas- und Wasserversorgung.
Beim Hardturm-Stadion ficht von Planta einen einsamen Kampf. Sonst ist seine Fraktion geschlossener und schmiedet je nach Sachgeschäft Allianzen mit links und rechts. «Wir sind unwissend in die Parlamentsarbeit eingestiegen und mussten die politischen Spiele zuerst lernen», sagt von Planta. Die ersten sechs Monate habe die Fraktion gebraucht, um die Abläufe und parlamentarischen Mittel wie Postulate und Motionen kennenzulernen. «Es dauerte zwei bis zweieinhalb Jahre, bis wir wussten, wie der Laden läuft.»
Volleyball statt Fussball
Der grüne Gemeinderat Markus Knauss dagegen glaubt, dass die Grünliberalen im Parlament immer noch sehr technisch und kaum mit Herzblut politisierten. Von Planta hält er zugute, dass er Emotionen bei der Stadion-Frage zulasse. «Er wagte es, sich bei den Fan-Kurven mit den Fans anzulegen – das war zwar nicht sachgerecht, brauchte aber sicher Mut.» Knauss vermisst bei von Planta die politische Erfahrung, wenn dieser vorschlage, das Fussballstadion im Glattal zu bauen. «Dieses zum Beispiel in Dübendorf zu erstellen, ist fernab jeglicher Realität.» Nur schon die Sicherheitskosten könnte eine Stadt wie Dübendorf nicht tragen.
Sollte von Planta Erfolg haben, weiss er, was mit dem Hardturm-Areal geschehen könnte. Die Stadt habe der CS versprochen, dort ein Sportstadion zu bauen. «Wir könnten ein Volleyball-Stadion erstellen. Das ist erstens kleiner, es würde damit Platz geschaffen für mehr Wohnungen.» Und zudem habe der Volleyballclub Volero versprochen, neun Millionen Franken an den Bau einer Halle beizusteuern.
Dem Fussball ist von Planta nicht abgeneigt: Er spielte als Bub bei GC, das zeigt ein Kalenderfoto der D-Junioren aus dem Jahr 1985. Ein Unfall beendete vorerst seine Fussball-Karriere. Die er als Erwachsener wieder aufnahm. Sein fussballerischer Höhepunkt: der Gewinn der Meisterschaft in der Alternativliga mit Dynamo Röntgen im Jahr 2002. (Tages-Anzeiger)
Erstellt: 03.07.2013, 07:21 Uhr