Autos bremsen für neuen städtischen Platz
Der Strassenabschnitt zwischen Helvetiaplatz und Kanzlei-Areal könnte zu einem Novum in Zürich werden. Grund ist eine Kehrtwende des Stadtrates.
Was in anderen Städten längst Usus ist, wäre in Zürich auf dem Strassenabschnitt zwischen dem Helvetiaplatz und dem Kanzleischulhaus eine Premiere: eine Begegnungszone mit Tramverkehr. Eine gross angelegte Durchführbarkeitsstudie des Tiefbau- und Entsorgungsdepartement zeigt, dass der öffentliche Verkehr keine Einbussen punkto Pünktlichkeit in Kauf nehmen müsste. Die Trams würden gegenüber den Passanten Vortritt geniessen. Diese hätten wiederum Priorität vor dem übrigen Verkehr.
Wie die «Neue Zürcher Zeitung» schreibt, ist es nicht bei der Machbarkeitsstudie geblieben. Die groben Züge eines Projektes für die Begegnungszone sind ebenfalls bereits entworfen. So würde etwa der mittlere Fussgängerstreifen aufgehoben und die Tramstation zum Volkshaus hin verschoben. Die Kosten für das Vorhaben sind auf 1,1 Millionen Franken beziffert.
Der Zürcher Stadtrat schreibt in einer Antwort auf eine Motion von Patrick Hadi Huber (SP) und dem inzwischen zurückgetretenen GLP-Fraktionspräsident Gian von Planta, dass der Abschnitt zwischen Helvetiaplatz und Kanzleischulhaus «der richtige Ort ist, um ein solches Verkehrsregime umzusetzen». Damit vollzieht er eine Kehrtwende, denn noch vor zwei Jahren hielt die Zürcher Stadtregierung diese Begegnungszone für unmöglich.
«Der Kanton hat ein Wort mitzureden
Ursprünglich stammt die Idee aus den 1990er-Jahren, als sie der damalige SP-Gemeinderat Bruno Kammerer aufwarf. Er wollte den Platz im Kreis 4 aus seinem Dornröschenschlaf erwecken. Dazu reichte er eine Motion ein und verlangte von der Stadt, sie solle Vorlagen für die Neugestaltung des Helvetiaplatzes ausarbeiten.
Die Idee scheiterte wiederholt, bis sie eben vor zwei Jahren – trotz des Widerstandes der damaligen Tiefbauvorsteherin Ruth Genner (Grüne) – als Motion von Gian von Planta (GLP) und Patrick Hadi Huber (SP) an den Stadtrat überwiesen wurde.
Noch eine Hürde
Eine Hürde muss das Projekt allerdings noch nehmen, denn für die Umsetzung muss die Stauffacherstrasse abklassiert werden. Sie gilt heute als regionale Verbindung, was sich durch die Revision des Richtplanes ändern soll. Dabei redet nicht nur die Stadt mit, sondern auch der Kanton.
Gemeinderat Markus Knauss (Grüne) arbeitet in der Besonderen Kommission Richtplan/Bau- und Zonenordnung an der Revision mit und gibt sich zuversichtlich: Die Stauffacherstrasse habe für den Verkehr an Bedeutung verloren.« Ich erachte es deshalb als durchaus realistisch, dass der Kanton Hand bietet.»
Das Zürcher Stimmvolk hatte sich bereits 2008 mit dem Platz im Kreis 4 beschäftigt und genehmigte einen 5-Millionen-Kredit für dessen Aufwertung und für den Umbau des Parkhauses unter dem Helvetiaplatz. Dabei sollen 66 oberirdische Parkplätze ins Parking verschoben werden. Für Knauss, der auch als Geschäftsführer der Zürcher Sektion des Verkehrsclubs der Schweiz fungiert, steht fest: «Die geplante Begegnungszone darf nicht isoliert betrachtet werden. Die 2008 beschlossenen Aspekte müssen in die Planung einfliessen.»
So müssten etwa ein Teil der Plätze im Parkhaus der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen. Zudem müsse neben dem Helvetiaplatz selbst auch der Raum Ankerstrasse-Kanonengasse neu gestaltet werden. «Diese Achse ist für Radfahrer ein wichtiger Zubringer zum Bahnhof und derzeit eine regelrechte Zumutung, wenn man auf dem Velo unterwegs ist.» (Tagesanzeiger.ch/Newsnet)