Die Stadt Zürich bricht ihr Schweigen zum Stadion
Marius Huber
Lange hat der Stadtrat Stadioninvestoren irritiert, weil er sie nicht kontaktierte. Nun aber sucht er das Gespräch – auch mit solchen, die seine Vorgaben ablehnen.
Zürich – Es war ein deutliches Signal der Skepsis gegenüber den politischen Verantwortlichen: Mit nur einer einzigen Gegenstimme hat das Stadtzürcher Parlament ein Postulat von Gian von Planta (GLP) für dringlich erklärt, das den Stadtrat zu einer Kurskorrektur in der Stadionfrage auffordert. Das Parlament ist sich also einig, dass so bald wie möglich darüber diskutiert werden muss – bevor irreparabler Schaden angerichtet ist. Konkret geht es darum, die Rahmenbedingungen nicht unnötig einzuschränken für jene Privatinvestoren, die ein neues Fussballstadion auf dem Hardturm bauen möchten. Der Stadtrat will nächstes Jahr einen Investorenwettbewerb ausschreiben. Grundlage aller Vorschläge muss ihm zufolge das vor Jahresfrist an der Urne gescheiterte städtische Stadionprojekt sein, genauso wie der Bau jener angrenzenden Wohnsiedlung, die gleichentags angenommen wurde.
Von Planta, damals der prominenteste Gegner des städtischen Projekts, hat schon immer einen Stadionbau durch Private propagiert. Er befürchtet nun aber, dass die Stadt mit ihren strengen Vorgaben ernsthafte Interessenten vergrault. Sie solle Investoren mehr Spielraum zugestehen, findet er. Tatsächlich haben mehrere Interessenten die Einschränkungen des Stadtrates schon als inakzeptabel kritisiert, darunter die grossen Immobilienfirmen Swiss Prime Site und Halter.
Hinter den Kulissen bewegt sich nun aber etwas: Der Stadtrat sucht offenbar das Gespräch mit möglichen Investoren. Das ist neu. Vor und nach Bekanntgabe seiner Marschroute Anfang Monat hatte er sich laut mehreren Interessenten dadurch ausgezeichnet, dass er sie nicht kontaktiert hatte, um mit ihnen seine Absichten zu besprechen. Der Stadtrat relativierte dies später zwar, gleichwohl löste es einige Irritation aus. Die Swiss Prime Site etwa ging deshalb mit ihrem Projekt an die Öffentlichkeit, hörte aber auch danach wider Erwarten kein Wort von den politischen Verantwortlichen. Bis vorgestern: Nach zwei Wochen des Schweigens hat das Departement von Finanzvorstand Daniel Leupi (Grüne) um einen Besprechungstermin gebeten, wie Konzernleitungsmitglied Peter Lehmann auf Anfrage bekannt gab. Dem Vernehmen nach ist die Stadt daran, auch mit den anderen Architekten und Investoren, die ein Projekt eingereicht haben, Gesprächstermine zu vereinbaren.
Die beiden Zürcher Fussballvereine äussern sich zum Thema nur vorsichtig. Sie hatten sich früh für das inzwischen beerdigte Vorhaben der Firma Halter eingesetzt, die ein Stadion in Altstetten plante. Seitens der Grasshoppers heisst es nun, es sollten sämtliche Projekte geprüft werden. Man begrüsse jede Idee, die dazu führe, dass für die beiden Vereine endlich ein Fussballstadion gebaut werde. Ähnlich tönt es beim FCZ.
Vorgeschichte Der lange Streit ums Stadion stadion.tagesanzeiger.ch