Das Tram Baden muss weiter gedacht werden – AZ

Soll die Limmattalbahn bis nach Baden fortgeführt werden? Ja, aber die Frage ist wie

Die Aargauer Parteien haben im Rahmen der Vernehmlassung Stellungnahmen zur Limmattalbahn abgeben. Über die Art und Weise der Fortführung sind sie geteilter Meinung.

Die Limmattalbahn, die derzeit von Zürich-Altstetten bis Killwangen-Spreitenbach gebaut wird, soll über Neuenhof und Wettingen bis nach Baden verlängert werden. Das schlug die Aargauer Regierung im Herbst vor.

Dies soll vorerst auf Stufe Zwischenergebnis in den kantonalen Richtplan eingetragen werden. Die Kosten für die Fortführung: 465 Millionen Franken. Nun konnten Parteien und die Region zu den Vorschlägen Stellung nehmen – das taten sie. Vorläufige Quintessenz ist, dass sie die Fortführung grundsätzlich gutheissen. Aber wie? Da sind die Meinungen geteilt.

Der grosse Streitpunkt: Die Badener Hochbrücke

Die Regierung will die Hochbrücke für den öffentlichen Verkehr reservieren, wenn die Limmattalbahn gebaut wird, und für den Individualverkehr weiter oben eine zusätzliche Brücke bauen. Die SVP stimmt dem Bahnbau grundsätzlich zu.

Die Kapazität müsse ausgebaut werden, schreibt Fraktionschefin Desirée Stutz. Gegen die Schliessung der Hochbrücke für den Privatverkehr wehre man sich aber vehement.

Sehr für die Fortführung der Bahn ist die SP. Sie betont aber, es gehe primär nicht darum, einer extrapolierten Bevölkerungsentwicklung Vorschub zu leisten, «sondern die heutige Mobilität intelligent umzubauen», so Parteisekretär Sascha Antenen. Die SP will eine «Verkehrswende im Limmattal».

Die FDP stimmt in den zustimmenden Chor zum Weiterbau ein, fügt aber mahnend an, «die Kosten-Nutzen-Frage – insbesondere zwischen Neuenhof und Wettingen», sei noch zu klären. Voraussetzung sei der vorgesehene Neubau einer zusätzlichen Brücke für den motorisierten Individualverkehr.

Die CVP Aargau begrüsst das Vorhaben laut Grossrat Hans-Ruedi Hottiger ebenfalls. Die Bahn soll über die Hochbrücke in Baden führen, aber, so Hottiger: «Die CVP erachtet den Bau einer neuen Limmat-Brücke für den Individualverkehr als ungeeignet. Dafür sollte zuerst eine Nutzung der bestehenden Hochbrücke für den Individualverkehr intensiv geprüft werden.»

Für die Grünen macht Grossrat Hansjörg Wittwer das Ja zur Weiterführung klar, «im Gegenzug soll aber der Langsamverkehr intensiv gefördert und Bike to Work mit gut ausgebauten Radrouten ermöglicht werden», fordert der Grünen-Grossrat.

Die GLP denkt schon weit über Baden hinaus

Bereits über Baden hinaus denken die Grünliberalen. Grossrat Gian von Planta schreibt, aufgrund der hohen Transportkapazität sei «zwingend» eine Weiterführung über den Schulhausplatz zum Bahnhof Baden weiter nach Siggenthal und vom Schulhausplatz nach Dättwil und Fislisbach als Vororientierung im Richtplan festzuhalten».

Einverstanden mit den Regierungsplänen ist die BDP. Grossrat Michael Notter fordert aber namens der Partei eine vertiefte Prüfung der Linienführung. Auch die BDP will eine weitere Fortführung prüfen – Richtung Rohrdorferberg sowie Richtung Brugg.

Zwar begrüsst auch der TCS Aargau den Weiterbau, aber Präsident Thierry Burkart befürchtet, die Linienführung dürfte den Güter- und Individualverkehr in verschiedenen Gebieten einschränken. Das sei nicht hinnehmbar. Es dürfe nicht zu Lasten der Strassenkapazität gehen.

Der VCS begrüsst die Weiterführung klar, so Präsident Jürg Caflisch. Denkbar sei gar eine Fortführung mit Ästen zum Rohrdorferberg und ins Siggenthal. Die wichtigste Massnahme sei die konsequente Priorisierung des öffentlichen Verkehrs.

700 Unterschriften gegen die Pläne des Kantons

Die Stellungnahmen von zwei hauptbetroffenen Gemeinden, Baden und Neuenhof, werden erst heute Dienstag publik. Die des Gemeinderats Wettingen liegt schon vor. Er sieht die Bahn als Chance. Die historisch gewachsene Siedlungsstruktur sei aber zu respektieren. Er verlangt eine «zügige Vertiefungsstudie zur Trasseeführung».

Vor Ort gibt es auch laute Kritik. So sammelten Gegner vorab in Neuenhof, aber auch in Wettingen, 700 Unterschriften. Sie wollen von der Gemeinde mehr einbezogen werden und kritisieren, die Bahn brauche zuviel Platz. Zudem gebe es für das neue Teilstück bis Baden schlicht keinen Bedarf.

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