Casino-Pläne in der Kritik – AZ am Wochenende
«Stadt spielt mit dem Geld der Einwohner»
Die Stadtcasino Baden Gruppe, zur Mehrheit im Besitz der Stadt, will das Casino Locarno übernehmen. GLP-Grossrat Gian von Planta kritisiert das Vorhaben: Er will dafür sorgen, dass die Stadt aus dem Casinogeschäft aussteigt – warum er sich gute Chancen ausrechnet.
Dass die Stadt Baden Casinos betreibt, stört Gian von Planta von den Grünliberalen schon lange: Bereits 2019 verlangte er, dass Baden seine Spielbank-Aktien verkauft. Die Stadt hält knapp über 50 Prozent der Anteile der Stadtcasino Baden Gruppe. Diese betreibt nicht nur das heimische Grand Casino, sondern ist auch zu 25 Prozent an zwei Spielbanken in Sachsen-Anhalt beteiligt.
Und nun wurde bekannt: Baden will zusätzlich das Casino Locarno übernehmen und zu einer Spielbank mit einer lukrativen A-Lizenz formen (Ausgabe von gestern.) Der GLP-Politiker kündigt an:
«Ich will einen neuen Anlauf nehmen und mittels eines parlamentarischen Vorstosses dafür sorgen, dass die Stadt diese Aktien veräussert.»
Gian von Planta, GLP, Aargauer Grossrat und Badener Einwohnerrat.
Von Planta spricht von einem riskanten finanziellen Engagement: «Momentan profitiert die Stadt mit einer schönen Dividende.» Aber gleichzeitig bestehe beispielsweise die Gefahr, dass Baden bei der Neukonzessionierung, die im Jahr 2023 anfällt, nicht berücksichtigt werde. «Die Stadt spielt also sozusagen mit dem Geld der Badenerinnen und Badener», sagt von Planta.
Ursprünglich sei es der Stadt darum gegangen, den städtischen Kursaal zu retten. «Davon sind wir heute meilenweit entfernt. Inzwischen wird ein Expansionskurs mit beträchtlichen Risiken verfolgt.»
Aargauischen Kantonalbank geht auf Distanz
Vor allem auch aus gesellschaftspolitischer Sicht sei das Investment der Stadt nicht mehr zeitgemäss. «Das hat uns die Aargauische Kantonalbank glasklar vor Augen geführt, die Casinos nicht mehr finanziert.»
Ebenfalls am Freitag wurde bekannt, dass die Bank neue Kriterien für die Kreditvergabe einführt, bei der Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigt werden. Auf Empfehlung der Weltbank zählen zu den Ausschlusskriterien für die Kreditvergabe auch das Betreiben von Glücksspielen und Casinos.
Auf der Webseite der Bank heisst es: «Die Folgen von Spielsucht für das Individuum und sein gesellschaftliches und familiäres Umfeld sind gravierend: Finanzielle Probleme, Ausfall an Arbeitsleistung, psychische Probleme, erhöhte Suizidraten und Beschaffungskriminalität.»
Gian von Planta ist überzeugt: Im Badener Einwohnerrat, dem Stadtparlament, wird seine Forderung bessere Chancen haben als beim letzten Mal. Die Mehrheitsverhältnisse haben sich verändert: Das bürgerliche Lager, damals Befürworter der Casino-Beteiligung, hat seine Mehrheit bei den Wahlen 2021 verloren.
Casino bietet Arbeitsplätze und betreibt Sponsoring
Der Badener Stadtrat hat sich bisher stets für den Erhalt der Aktien stark gemacht. Unter anderem mit dem Argument, das Stadtcasino investiere jährlich umfangreiche Mittel im Bereich Sponsoring und Kultur. Bei einem Verkauf wären diese Beiträge gefährdet.
Das Casino argumentierte 2019 ähnlich. Die Eigentümerstrategie des Hauptaktionärs sei zwar nicht Sache der Geschäftsleitung oder des Verwaltungsrates der Stadtcasino Baden Gruppe. «Allerdings verweisen wir in diesem Zusammenhang auf die positive Imagewirkung des Grand Casino Baden für Stadt und Region.»
Sollte eine neue Hauptaktionärin das Unternehmen ausschliesslich gewinnorientiert führen, würde dies voraussichtlich zu Nachteilen bei den Arbeitsplätzen, den Sponsoringaktivitäten und vor allem bei den Chancen der Neukonzessionierung ab 2023 führen.
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